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Journalismus: Hüter der Menschenrechte?

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Seriöse Berichte über Menschenrechte und die Verantwortung eines Journalisten, sich gemäß den Menschenrechten zu verhalten, sollte in der heutigen Zeit Standard sein. Die Veranstaltung „Menschenrechte und Globalisierung – Herausforderungen für die Medien“ des 4. Global Media Forums in Bonn macht nochmals auf die Wichtigkeit dieses Themas aufmerksam.

Menschrechtskatalog
Wyoming_Jackrabbit - CC BY-NC-SA 2.0

Über 1600 Teilnehmer aus aller Welt und über 50 Workshops zu diesem Themengebiet lassen auf die Relevanz dieses Themas schließen. Es wurde über die verschiedensten Themen mit Menschenrechtshintergrund referiert und diskutiert.

Wikileaks – Gefahr oder Heilsbringer?

Ein wichtiger Punkt war die Diskussion um Menschenrechte in Zusammenhang mit Wikileaks, Whistleblower oder ähnlichem. Freie Medien sind unwiderruflich mit demokratischen Strukturen in einem Land verbunden, diesem Grundkonsens waren alle Experten dieser Diskussion einig. Doch abgesehen von dieser Grundhaltung klafften die Meinungen auseinander.

So kritisiert Eric Schmitt, Redakteur der NY Times, Julian Assange und sein Projekt Wikileaks. Durch die Veröffentlichung geheimer Dokumente wurden Whistleblower aus oder in Afghanistan und Pakistan ihrer Rechte beschnitten und zum Ziel der Taliban. Für Schmitt zählt es zum journalistischen Standard, Träger von Informationen zu schützen. Durch Wikileaks wurde dieser Standard untergraben und die betroffenen Personen ihrer Anonymität beraubt und Gefahr ausgesetzt.

Die Geschäftsführerin von Article 19, einer Menschenrechtsorganisation, Agnés Callamard sieht das anders. Nach ihrer Meinung ist die Veröffentlichung geheimer Dokumente wichtiger, als die Konsequenzen für die Betroffenen. Ihrer Meinung nach ist die Angst vor Leaks unbegründet, so seien Leaks vielmehr ein Mittel, Staaten zur Einhaltung von Menschenrechten zu bringen.

Investigativer Journalismus und Menschrechte

Eine weitere interessante Diskussion entwickelte sich beim Thema investigativer Journalismus und Menschenrechte. Auch hier wurden sehr interessante Meinungen und Ansichten vertreten. Einerseits gibt es Stimmen, die den Medien vorwerfen, nicht dazu ausgestattet zu sein, über wichtige Themen tiefgründig zu berichten. Andererseits ist investigativer Journalismus wichtig für das Aufdecken von Menschenrechtsverletzungen und benötigt daher viel Zeit und Geld.

Diese Ansicht vertritt Ingrid Deltenre von der European Broadcast Union. Doch gerade bei dieser Arbeit ist viel Sensibilität gefragt. So meint Misha Glenny, Journalist aus Großbritannien, dass für investigatives Arbeiten immer eine ausreichende Vorbereitung notwendig ist. Kann ein Mensch durch einen Bericht über ihn einer Gefahr ausgesetzt sein? Diese Frage muss sich ein Journalist immer vor Augen führen.

Das Wohl und der Wille der Betroffenen muss immer Priorität haben und respektiert werden. Auf die Frage, ob investigativer Journalismus Menschenrechte verletzten könnte, meint Glenny, er habe sich an viele Arbeiten und Szenarien zurückerinnert, doch ein Menschenrechtsverstoß infolge von unabhängigem, investigativem Journalismus ist ihm nicht im Gedächtnis.

Einigkeit herrschte bei den Teilnehmern darüber, dass der Schutz der Menschenrechte und ihre zentrale Rolle für die Medienberichterstattung höchste Priorität hat. Jedoch liegt zwischen diesem Wunsch und der Realität ein großer Unterschied. Man sieht, wie schwer es ist objektiven Journalismus zu betreiben, ohne betroffene Menschen in gewisser Hinsicht auch zu gefährden. Es wird noch viel Aufklärungsarbeit nötig sein, um die gesamte Medienwelt für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren. Auch darin waren sich die Teilnehmer dieser Veranstaltung einig.


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